Design Talk mit Marco dos Santos

Bei unserem Partner Audi entwirft Marco dos Santos Fahr­zeug­fo­lie­rungen, die soge­nannten «Liveries» – für Proto­typen, Seri­en­mo­delle und die Formel 1.

Marco, du kreierst Foli­en­de­signs für Audi. Wie sieht dein Arbeits­alltag aus?

Landet ein Projekt bei mir auf dem Tisch, spreche ich zuerst mit den Modell­de­si­gnern und ‑entwick­lern, um heraus­zu­finden, was ihre Kern­ideen waren, welchen Charakter sie dem Fahr­zeug mitge­geben haben. Es geht darum, zu spüren, wo die Fokus­punkte liegen, was für eine Story man mit dem Fahr­zeug erzählen und welche tech­ni­schen Inno­va­tionen man erklären will. Mithilfe dieser Gespräche kann ich die ersten Markie­rungen und Anhalts­punkte am Fahr­zeug setzen und mir Gedanken machen, wo ich den Fokus setzen möchte.

Woher nimmst du deine Inspi­ra­tion?

Die span­nendsten Ansätze finde ich persön­lich in den Berei­chen Robotik und Mode. Bei der Robotik gibt es sehr viele tech­nisch getrie­bene Elemente, die sich in meiner Arbeit wieder­finden, und eine klare Ästhetik, die einfach zu Audi passt. Mode dagegen spie­gelt mehr den Zeit­geist, lebt von aktu­ellen, teil­weise gegen­läu­figen Trends und Bewe­gungen.

Früher gab es vor allem die klas­si­schen, schwarz­weissen «Erlkönig»-Folierungen, jetzt sind sie plötz­lich viel bunter und exklu­siver. Woran liegt das?

Schwarz­weiss gibt es noch, immer dann, wenn wir wirk­lich gar nichts zeigen wollen. Mit unseren Modellen wollen wir aber Emotionen wecken und span­nende Geschichten erzählen. Bei einem geheimen Proto­typen geht das noch nicht. Doch dank der Liveries können wir Geschichten inner­halb von Geschichten erzählen. Für mich ist Livery-Design daher vor allem ein effek­tives Mittel für gutes Storytel­ling.

Beim Lackieren eines Fahr­zeugs soll der Lack die Karos­serie betonen, mit Folien will man eigent­lich kaschieren. Ist das nicht unbe­frie­di­gend?

Wenn es darum geht, ob man alles zeigen oder eben doch im Rahmen fester Grenzen die coolste Geschichte erzählen kann, dann glaube ich wirk­lich, dass Krea­ti­vität durch Einschrän­kungen wächst.

Für den neuen Audi e‑tron GT hast du gleich zwei unter­schied­liche Folie­rungen entworfen. Warum?

Der Audi e‑tron GT ist ein abso­luter Solitär in unserem Port­folio. Deshalb war es auch so gross­artig, sich für die neuen Folie­rungen bei zwei völlig verschie­denen Farb­sche­mata bedienen zu können. Bei der dunklen Folie­rung blieben wir nah an der Audi-typi­schen Farb­pa­lette – wäre der e‑tron GT ein Mensch und die Folie­rung ein Outfit, wäre der Träger wohl damit in seiner Komfort­zone geblieben. Bei der hellen Folie­rung dachte ich an eine Kombi­na­tion aus Sand und Cham­pa­gner, weil es sich hoch­wertig und vor allem auch unge­sehen anfühlt. Das Lila gibt dieser Kombi dann noch den rich­tigen Kontrast. So haben wir mit demselben formalen Design der Folie­rung über die Farb­ge­bung zwei ungleiche Brüder geschaffen.

Gibt es Unter­schiede, ob du Folie­rungen für ein rein elek­tri­sches Modell oder einen Verbrenner machst?

Bei den e‑tron-Modellen gibt es bestimmte Basis­ele­mente, die zur Kern­sprache gehören, wie die Power­stripes am Schweller oder eine isome­tri­sche Schraffur, die die Batterie – das Herz von E‑Modellen – akzen­tu­iert. Beim Audi Q6 e‑tron, der in seiner DNA ein echter SUV ist und daher grösser und bulliger ist, sind auch die grafi­schen Elemente in der Folie­rung gross­flä­chiger und weniger detail­liert. Bei Verbrenner-Modellen gibt es andere Themen, wie die bekannten quattro-Blister, die die Muskeln betonen und stil­prä­gend für hoch­per­for­mante Audi-Modelle sind.

Wie ist das bei dir privat? Hast du dein Auto auch foliert?

Ich habe gar kein Auto. Aber wenn ich ein Auto hätte, wäre es sicher­lich ein Sport­wagen, der super­laut foliert wäre, und er würde unmög­lich aussehen.