NEXT GENERATION 2021 – Diplomausstellung
Vom 18. bis zum 26. September 2021 findet auf dem Basler Dreispitz die HGK-Diplomausstellung NEXT GENERATION 2021 statt.
Eine Vielfalt an Abschlussarbeiten aus Kunst, Design und Vermittlung der Bachelor- wie Master-Studiengänge werden zu sehen sein – und dies endlich wieder vor Ort und online.
Spüren Sie ganz unmittelbar dem Zukunftssinn der jüngsten Absolventinnen und Absolventen nach, deren Ideen mit dem Studienabschluss hinaus in die Welt gelangen. Einige ausgesuchte Diplom-Beiträge zeigen wir in unserem Digitalmagazin UPDATE.
Ausserdem lernen Sie alle Abschlussarbeiten auf nextgeneration.hgk.fhnw.ch kennen. Dort erläutern die Absolventinnen und Absolventen ihre Projekte in kurzen Videos – für Sie zur Einstimmung, vor Ort zur Vertiefung oder im Nachgang zu Ihrem Besuch an der HGK.
Marc Nathanael Blain
– Bachelor Industrial Design
Praktische neue Mobilität
Überfüllte Strassen, hohe Kosten und mühsamer Papierkram: Ein Auto bietet zwar viele Vorteile, bedeutet aber auch grossen zeitlichen und finanziellen Aufwand.
Mit «Mobility as a Service» will Marc Nathanael Blain künftig die persönliche Bindung an unser Fahrzeug lösen. Um unsere Reisen vermehrt multimodal und flexibler gestalten können. Sein Vorschlag: Für einen Ausflug in ländlichere Regionen sollen wir zukünftig ein passendes Sharing-Auto wählen, für die Fahrt in die Stadt kommt wiederum der ÖV oder das gemietete E‑Bike zum Zug. Sein Fahrzeug-Konzept bildet in diesem Kontext das alltägliche Mobilitäts-Werkzeug. Es steht für eine formale Reduktion des Automobils auf das Wesentliche und verdankt seiner Gestaltung erhöhte Zugänglichkeit und maximalen Fahrspass.
Tonia Wynona Betsche
– Bachelor Industrial Design
CIMA
Tonia Betsche fragte sich: Warum sieht eine Kamera immer wie eine Kamera aus? Ein Kubus mit einem Zylinder darauf? Es sind Normmuster, die uns im Alltag umgeben. Solche Archetypen können auch als verinnerlichte Entscheidungsgerüste verstanden werden. Wir messen daran die Dinge, die uns umgeben. In ihrer Bachelorarbeit hat sie sich davon gelöst. CIMA ist eine Kamera für den professionellen Gebrauch. Sie vereint Fotografie mit Videografie und löst sich formal vom archetypischen Bild einer Fotokamera. Mit ihrem integrierten Gimbal fängt sie fliessende Bewegungen ein und ermöglicht durch einen drehbaren Sensor den einfachen Wechsel zwischen horizontalen und vertikalen Aufnahmen. Ihre Bauform ist kompakt, wandelbar und neuartig. Lichtstark hält sie für uns Momente fest und macht Vergangenes gegenwärtig.
Gabriel Köferli und Lars Zinniker
– Master Masterstudio Design
fagus noir
Die Buche ist mit 20 Prozent Vorkommen der meistverbreitete Laubbaum in der Schweiz. Trotz seines hohen Vorkommens hierzulande und der guten Eigenschaften des harten Holzes wird mit dem Buchenholz nur eine geringe Wertschöpfung erzielt. Grosse Mengen Buche werden verbrannt oder zu Niedrigpreisen ins ferne Ausland exportiert. Das Bachelorprojekt «fagus noir» von Gabriel Köferli und Lars Zinniker zielt darauf ab, die Wertschöpfungskette des Buchenholzes durch die Entwicklung einer neuen designrelevanten Eigenschaft gesamthaft zu stärken. Das Projekt beschäftigt sich mit einer neuartigen Modifizierung der holzeigenen Farbe und deren praktischen Einsatz.
Olga Borda
– Master Masterstudio Design
Terra Ignota
Die Arbeit von Olga dreht sich um die Erforschung künstlicher Intelligenzen als Gestaltungstool. Wir koexistieren mit künstlicher Intelligenz (KI). Der Fortschritt dieser Technologie ist atemberaubend und durchdringt alle Bereiche. So werden unsere Leben und Handlungen zunehmend mit Algorithmen verwoben. Als Gestalter/-innen wird unsere Arbeit zunehmend von algorithmisierte Prozessen beeinflusst. Ihre Arbeit untersucht die Möglichkeiten der Bilderzeugung durch maschinelles Lernen. Fokussierend auf die Natur als Rahmen für das Verständnis und die Erforschung der KI-Technologie wird diese Erforschung als ein Experiment mit offenem Ausgang präsentiert, welches von unterschiedlichen Sichtweisen ausgeht.
Céline Yvonne Wassmer
– Bachelor Visuelle Kommunikation und Digitale Räume
The Data You Spend
Ihre Arbeit thematisiert unseren Umgang mit persönlichen Daten im Internet, die wir bewusst, vor allem aber auch unbewusst preisgeben. Mittels kleiner Textdateien, Cookies, wird unser Verhalten beobachtet und unsere Vorlieben gespeichert. So ist vieles, was wir sehen, auf uns abgestimmt. Was vielleicht nützlich scheint, kann aber auch missbraucht werden, um unser Denken und Verhalten gezielt zu beeinflussen, zum Beispiel im politischen Sinne. The Data You Spend widmet sich genau diesen kleinen Dateien, die wir unbemerkt hinterlassen. In ihrer Arbeit sucht sie einen Weg, die für den Laien unsichtbaren Cookies zu visualisieren und sichtbar zu machen. Über ihre Chrome Extension werden die Daten beim Surfen mittels Kassenbon-Drucker in Echtzeit ausgedruckt und mit ihrem Wert in Bezug gesetzt: Im Jahr 2020 verdiente Google mit persönlichen Daten im Durchschnitt 200 CHF pro Schweizer Nutzer/-in. Zusätzlich verwendet sie die Inhalte der Cookies, um auf dem Bildschirm ein Muster zu generieren. Dieses soll die Individualität jedes Nutzers widerspiegeln und einerseits auf das digitale Profil anspielen, welches von uns erstellt wird, und andererseits auf die Filterung von Inhalten aufmerksam machen, denn je fortgeschrittener das Muster ist, desto mehr Inhalt wird vor dem Betrachter verborgen.
Emily Vollmer
– Bachelor Innenarchitektur und Szenografie
Maniok im Nationalgericht – Eine Debatte über das typisch Schweizerische
Lebensmittel unterliegen einer Hierarchie. Je integrierter ein Gemüse ist, desto eher kommt es im Nationalgericht vor, desto grösser ist die Sortenvielfalt und desto mehr wird es lokal angebaut. Die Kartoffel und der Maniok haben ähnliche Migration erlebt und sind heute feste Bestandteile des Gemüsesortiments. Während die Kartoffel in der Hierarchie auf dem ersten Platz landet, befindet sich der Maniok auf dem letzten. Dies ist exemplarisch für das typisch Schweizerische – ein unhaltbares und veraltetes Konstrukt. Da der Gerichtssaal der direkteste Ort ist, an dem entschieden wird, wer in der Schweiz bleiben darf oder nicht, dreht es sich hier um diesen Raum der Macht. In einer National-Gerichts-Verhandlung wird deshalb nun darauf plädiert, den Maniok ins Nationalgericht der Schweiz aufzunehmen, um die Vielfalt der postmigrantischen Schweiz anzuerkennen und die Schweizer Geschichte zeitgemäss weiterzuschreiben. Die Intervention steht über mehrere Monate in der Form eines Gerichtssaals in verschiedenen Coop-Filialen der ganzen Schweiz. In der Gemüseabteilung werden Einkaufende auf das postmigrantische Sortiment der Schweiz aufmerksam gemacht. Ausgewählte Gemüsesorten geben ihre Stimmen in Form von Plädoyers an die Richterin, ab. Wer einkauft, erhält die Möglichkeit, sich an der Abstimmung zu beteiligen und über Migration und den Gedanken des zeitgemäss Schweizerischen zu diskutieren.
Luana Imena Bürki
– Bachelor Innenarchitektur und Szenografie
Made in Switzerland?
Eine postkoloniale Narration zur Legende der Schweizer Schokolade
Zwischen den zufrieden grasenden Milchkühen auf saftig grünen Wiesen vor imposanter Alpenkulisse präsentiert sich die Schweiz als Schokoladenland. Die Schweizer Schokolade ist ein Produkt der Werbung. Das glänzende Heimatsymbol überstrahlt in der Publikumswahrnehmung die koloniale Herkunft und Geschichte des Kakaos. Das Schweizer Schokoladenland ist eine Selbstinszenierung, in dessen Geschichtsschreibung vieles ausgelassen wird. Innerhalb eines dokumentarischen Theaters wird dieses Selbstbild der Schweizer Schokolade als Inszenierung begreifbar. Der Blick hinter die Kulisse macht die Realität der Schokoladenindustrie durch filmische Dokumentationen sichtbar. Im Backstage-Bereich werden fünf dieser nicht erzählten Perspektiven aus der Schweizer Schokoladenindustrie über auditive Erzählungen und räumliche Inszenierungen erlebbar. Diese thematische Auseinandersetzung trägt dazu bei, vertraute Bilder zu hinterfragen und die nationale Legende der Schweizer Schokolade zu entschlüsseln.