Project Circleg
Nach Angaben der WHO benötigen weltweit ca. 35-40 Mio. Menschen Beinprothesen, um sich unabhängig von fremder Hilfe fortbewegen zu können. Etwa 80 % dieser Menschen leben in Ländern mit einem geringen Durchschnittseinkommen. Nur jede zehnte betroffene Person verfügt über ausreichende finanzielle Ressourcen, um eine solche Prothese zu erwerben. Vor diesem faktischen Hintergrund entstand das von zwei jungen Zürcher Industriedesignern mit ausgeprägtem Interesse für Social Design und Kunststoffe initiierte Project Circleg. Das mittlerweile von einem achtköpfigen Kernteam sowie zahlreichen externen ExpertInnen vorangetriebene und von namhaften Institutionen unterstützte Projekt verbindet eine klassische Industriedesign-Aufgabe – die Entwicklung und Gestaltung einer funktional überzeugenden Beinprothese – mit einem sozialen Anliegen und einem Circular Economy Ansatz. Das hochwertige Circleg Prothesen-System wird aus einem verstärkten, recyclierten Kunststoff hergestellt und zeichnet sich durch geringes Gewicht sowie gute Tragbarkeit aus. Sein modularer Aufbau ermöglicht individuelle Anpassungen und den einfachen Austausch von einzelnen Komponenten. Alle Teile der Prothese lassen sich problemlos erneut recyclieren. Für die Produktion und Distribution der Prothesen werden regionale Strukturen genutzt bzw. aufgebaut. Einerseits um die Produktionskosten niedrig zu halten, andererseits um lange Transportwege zu vermeiden. Mit Partnern in Kenia arbeitet Circleg derzeit an der Implementierung der Serienproduktion.
Kommentar der Nominatoren
Ein überaus spannendes Projekt, das die Circular-Design-Prinzipien überzeugend anwendet und mit einem starken sozialen Ansatz verbindet. Die Prothesen werden dank modularem Design und lokaler Produktion plötzlich erschwinglich und ermöglichen so «Hilfe zur Selbsthilfe». Der modulare Aufbau der Prothesen unterstützt deren Langlebigkeit.
Kommentar der Jury
Das Projekt Circleg adressiert ein viel zu lange viel zu wenig beachtetes Problem: Millionen von Menschen auf der Welt können sich nicht selbstständig fortbewegen, nur weil ihnen die Mittel für taugliche orthopädische Beinprothesen fehlen. Dieser erschreckende Befund war der Auslöser für ein ambitioniertes Projekt, das mehrere Ziele miteinander verbindet: die Entwicklung einer funktional tadellosen und zugleich für viele Menschen erschwinglichen Prothese, die nach ökologischen Prinzipien und mit Hilfe regionaler Strukturen produziert werden kann. Den Macherinnnen und Machern vom Projekt Circleleg ist es – so unser Eindruck – auf beglückende Weise gelungen, den selbst gestellten Ansprüchen gerecht zu werden. Mit Hilfe eines klug geknüpften Ökosystems haben sie alles richtig gemacht, alles bedacht und für alle Aspekte ihrer komplexen Aufgabe eine überzeugende Lösung entwickelt – eine grossartige Leistung!
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