Limbic Chair
Ausgangspunkt bei der Entwicklung des Limbic Chairs, die zentral durch Forschungen des Mediziners Dr. Patrik Künzler vorangetrieben wurde, waren nicht, wie bereits so oft, ergonomische Überlegungen, sondern wünschenswerte mentale bzw. körperliche Zustände – etwa Schwerelosigkeit, Konzentration, Freude, Entspannung etc. Untersucht wurde das Wechselspiel zwischen Körperhaltung und Bewegung einerseits und unserer mentalen und emotionalen Verfassung andererseits. Davon abgeleitet ging es um die Frage, wie ein Sitzinstrument beschaffen sein müsste, von dem positive Impulse für unser mentales bzw. emotionales Wohlbefinden ausgehen. Aus zahlreichen Experimenten und technischen Studien ging eine Basistechnologie für Möbel hervor, die ein gesundes, vergnügliches und sogar nützliches Sitzen ermöglichen soll. Der Limbic Chair ist eine erste Realisierung auf Grundlage dieser Technik. Sein Name spielt auf das «Limbische System» an. Der Begriff bezeichnet in der Medizin eine Funktionseinheit im Gehirn, die mehrere anatomische Strukturen umfasst und eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung emotionaler und intellektueller Impulse spielt.
Kommentar der Nominatoren
Eine bemerkenswerte Grundlagenforschung zum Thema Sitzen, Bewegung und Emotion, bei der die physiologischen und neurologischen Funktionsweisen des menschlichen Körpers im Mittelpunkt standen. Aus den dabei gewonnenen Erkenntnissen ergibt sich ein völlig neuartiger Ansatz für die Gestaltung von Sitzmöbeln.
Kommentar der Jury
Es ist nicht ganz neu, dass Mediziner in die Entwicklung von Sitzmöbeln involviert sind. Bisher waren das in erster Linie Orthopäden, die untersuchten, wo der menschliche Körper beim Sitzen gestützt oder gehalten oder entlastet werden soll, und wo er Beweglichkeit braucht. Das Projekt Limbic Chair fasziniert durch einen ganz neuartigen Ansatz: erstmals werden neuronale und – damit verbunden – emotionale Aspekte des Sitzens in die Untersuchung miteinbezogen. Die Ergebnisse sind ebenso erstaunlich wie vielversprechend. Durch die mit elektronischen Sensoren ausgestattete Variante eröffnen sich ganz neue Anwendungssegmente etwa im Bereich der Gaming-Industrie, wo funktionale Sitzmöbel als Device zur Steuerung von Softwares eingesetzt werden könnten. Das Projekt Limbic Chair erscheint spannend als Forschungsansatz und «Design Thinking»-Prozess. Die hier gewonnenen Erkenntnisse könnten die Grundlage für neuartige Designlösungen bilden.
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