HOUSE 1
HOUSE 1 entstand im Rahmen der Architekturausbildung an der EPFL als Gemeinschaftswerk von über 200 Studierenden des ersten Jahres. Initiiert und konzipiert wurde es vom dortigen Atelier de la Conception de L’Espace, das den Raum als Schnittstelle von menschlichen und technologischen Prozessen begreift. Innerhalb der Architekturausbildung dient das Projekt als experimentelles Format für gemeinschaftliches Entwerfen und Bauen. Programmiert wurde das Haus als Serie von sich gegenseitig kontextualisierenden Räumen innerhalb eines definierten Rahmens – Grösse von 11×11×11 Metern und Konstruktion als Holzrahmenbau nach dem Balloon-Frame-Prinzip. Die räumliche Erfahrung, die sich im HOUSE 1 bietet, entspricht daher nicht der, die man von einer in sich homogenen Architektur erwartet, sondern ähnelt eher einer sich entfaltenden Evolution: Raum wird hier in Frage gestellt, er schwankt zwischen verschiedenen Möglichkeiten und zeigt sich offen für Interpretationen.
Kommentar der Nominatoren
Das Projekt beeindruckt als gebautes Experiment. Anders als bei Bauten, die einem Masterplan folgen, entstand HOUSE 1 in der Interaktion verschiedener Teams. Nachdem diese jeweils einen eigenständigen, unabhängigen Raum definierten, galt es, in einem dialogischen Prozess und innerhalb eines vorgegebenen Rahmens daraus eine verbundene und sich durchdringende Struktur zu entwickeln.
Kommentar der Jury
Das an der Architekturabteilung der EPFL entstandene HOUSE 1 beeindruckt zwar bereits durch seine physische Erscheinung und seine skulpturale Anmutung. Für preiswürdig hält die Jury das Projekt aber vor allem wegen seiner herausragenden didaktischen Qualitäten. In Zeiten hoch entwickelter digitaler Zeichen- und Renderingprogramme, die die Arbeit des Architekten scheinbar fast zum Kinderspiel werden lassen, ist dieses ganz neu konzipierte Erstsemesterprojekt dazu angetan, die Studierenden mit den grundlegenden Fragen von Entwurf und konstruktiver Umsetzung zu konfrontieren. Im Rahmen einer klar definierten praktischen Übung lernen sie, den Raum als Schnittstelle von menschlichen und technisch-konstruktiven Prozessen zu begreifen und auf eine fast spielerische Art und Weise wird ihnen dabei die tatsächliche Komplexität des Entwurfsprozesses nahegebracht.
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